Kisan – Wo die Besatzung die Idylle verblassen lässt

Sonnenaufgang nahe Kisan; © WCC-EAPPI/Helga

Sonnenaufgang über im Morgendunst liegenden Bergen und Hügeln. In der Ferne silbern glitzernd das Tote Meer. Vögel zwitschern, Hähne krähen, Hunde bellen, Schafe und Ziegen blöken.

Der rote Sonnenball erscheint am Horizont und wirft Tageslicht auf das kleine Dorf Kisan 20 km südlich von Bethlehem. Doch unser Wissen um die besatzungsbedingte Situation des Ortes und seiner Menschen trübt unsere Freude an der mystischen Morgenstimmung.

In Kisan begleiten wir regelmäßig Hirtinnen mit ihren Herden auf ihr Weideland, weil die Frauen auf den Weidegängen immer wieder von Siedlern bedrängt wurden. Die Hirtinnen sagen uns, dass die Siedler fernbleiben, wenn wir da sind. Frühmorgens beobachten wir aus einiger Entfernung, wie die Frauen mit ihren Herden umherziehen. Zuletzt gab es mehrmals neue Vorgaben seitens des Militärs, bis wohin die Hirtinnen mit ihren Tieren gehen können. Eine der Frauen sagte uns dazu: „Unsere Ziegen müssen fressen, Futter zukaufen ist teuer. Außerdem ist das hier doch unser Land.“

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Standhafte Frauen und internationaler Druck

Eine fragile Erfolgsgeschichte aus Jubbet Adh Dhib

Fadia in ihrem Garten; Foto © WCC-EAPPI

Nach einer halbstündigen Fahrt aus Bethlehem kommen wir in Jubbet Adh Dibh an. Es ist eines der entlegensten Dörfer im Verwaltungsgebiet der Stadt Bethlehem. Wir betreten das mit Klimaanlage gekühlte Wohnzimmer von Fadia, die uns freundlich mit Wasser und arabischem Kaffee begrüßt. Wir sind hier mit Hamed, der für die UNOHCHR arbeitet und zwei seiner Kolleg:innen. Hamed ist im Dorf bekannt, schon häufig konnte er unterstützen und vermitteln, wenn Hilfe im Dorf benötigt wurde.

Erst seit ein paar Jahren hat das Dorf rund um die Uhr Zugang zu Elektrizität und ausreichend Wasser. Lokale und internationale Organisationen haben bei der Umsetzung geholfen, aber es ist vor allem auch ein Verdienst von Frauen wie Fadia, die unermüdlich für ihre Rechte und die des Dorfs eintreten[1].

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Wir weigern uns zu hassen

Eigentlich wollten wir schon in unserer ersten Woche in Bethlehem das Friedensprojekt Tent of Nations (Zelt der Völker) nahe dem Dorf Nahalin besuchen. Dabei handelt es sich um ein internationales Begegnungszentrum auf den Ländereien der Familie Nassar im südwestlichen Umland von Bethlehem. Menschen aus Palästina und aller Welt, auch aus Israel, an diesem Ort zusammenzubringen, ist Teil einer eindrucksvollen Strategie gewaltlosen Widerstands. Seit der Jahrtausendwende 2000 finden hier Camps und Workshops statt und helfen Freiwillige beim Aufbau einer Öko-Farm. Widerstanden wird der Enteignung des Familienlandes, die seit 1991 droht.

Tent of Nations: Hinter dem von Freiwilligen angelegten Kräutergarten die Siedlung Neve Daniel; © WCC-EAPPI

Statt vor Ort treffen wir jedoch Daoud Nassar in Bethlehem. Er und sein Bruder wurden am 28. Januar auf der Farm von 15 maskierten Männern überfallen und mit Stöcken und Eisenstangen ernsthaft verletzt. Noch im Krankenhaus erhielten sie zahllose Unterstützungsbriefe und -besuche aus dem nahen Dorf, den Besetzten Gebieten und aus aller Welt. Eine Woche nach dem Überfall erzählt uns Daoud über die Hintergründe. Es ist eine Geschichte wie vom „letzten Dorf in Gallien“ – gar nicht lustig, aber Mut machend:

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„Ich bin so froh, dass ihr hier seid“

Silwan – Fundstätte der ältesten Zeugnisse menschlicher Siedlungen in Jerusalem – Ort der Verdrängung von Palästinensern

Zu viele Häuser, zu wenig Geschichte? Teile von Silwan sollen der „City of David“ weichen. Foto © EAPPI
Zu viele Häuser, zu wenig Geschichte? Teile von Silwan sollen der „City of David“ weichen. Foto © EAPPI

„Hello, my name is Mara“, sagt die jüngste Gastgeberin dieses Treffens in ziemlich perfektem Englisch und mit strahlenem Lachen. Mara, dieser Name steht im Arabischen für  Freude. Und tatsächlich leuchten die Augen der Teenagerin, als sie den Ökumenischen Begleiter*innen des Weltkirchenrats ihre Fotos von Tanzstunden im palästinensischen Dabke-Tanz zeigt.

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Konfiszierung der Solaranlage von Jubbet adh Dhib

Karte UNOCHA
Karte UNOCHA

Am 13.Juli besuchten wir die kleine Gemeinde Jubbet adh Dhib nahe Bethlehem. Wir kamen in ein auf den ersten Blick verlassenes Dorf. Aber dann sammelten sich doch Frauen und Kinder um uns. Hier also war das israelische Militär am Mittwoch, 28.6.2017 um 8 Uhr morgens  eingedrungen und hatte ohne Vorwarnung und vorher auszuhändigende “Stop work order” die vor gerade acht Monaten installierte große Solaranlage konfisziert, teilweise zerstört und abtransportiert.

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