Dkaika – ein Dorf am Ende der Welt

Dkaika - Karte UNOCHA-OPT
Dkaika – Karte UNOCHA-OPT

Dkaika liegt im äußersten Süden des Westjordanlands, ganz am Rande der South Hebron Hills in Area C, die unter vollständiger israelischer Kontrolle steht. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Grüne Linie, die Waffenstillstandsgrenze von 1949, die heute international als Grenze zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten anerkannt wird. Die Trennbarriere wurde hier noch nicht gebaut, an vielen anderen Stellen der Westbank schneidet sie als Mauer oder Zaun tief in palästinensisches Gebiet ein. Und auch die geplante Route nahe Dkaika würde nicht der Grünen Linie folgen (siehe Karte). Obwohl das Dorf nur ungefähr 30 km von unserer Basis in Yatta entfernt liegt, benötigen wir mit unserem Fahrer mehr als 40 Minuten dorthin, das letzte Stück ist Piste und das allerletzte Stück gehen wir zu Fuß.

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Hoffnung statt Resignation

Straße in der Altstadt Jerusalems ©EAPPI
Straße in der Altstadt Jerusalems ©EAPPI

Alltag – an manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass ich mich in den wenigen Wochen hier an das Leben gewöhnt habe. Ist das gut oder schlecht? Es ist gut, indem viele der Eindrücke nicht mehr so überwältigend erscheinen. Es wäre schlecht, wenn es mich blind machte für all das, was hier nebeneinander steht. Mein Hauptbestreben ist es, offen zu bleiben, mich nicht festzulegen in einer generellen Bewertung der einen oder anderen Seite. Dies scheint so leicht zu passieren in diesem Land. Für mich ist der offene Blick für alles hier überlebenswichtig.

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Doch, sie ist noch da, meine Sympathie für dieses Land!

Friedenstaube an der Mauer
Friedenstaube an der Mauer

Neben der „eigentlichen“ Arbeit, habe ich es mir inzwischen zur Hauptaufgabe gemacht, nach möglichst vielen, vor allem positiven Facetten in diesem Land zu suchen. Bei allem, was ich höre und erlebe, will ich dieses Land nicht bitter verlassen! Es gibt hier viele Wahrheiten – die auch ganz gegensätzlich nebeneinander stehen können: mittags schlucke ich an meinen Tränen, nachdem wir einen Palästinenser besuchen, dessen Neubau gerade abgerissen wurde – und abends gehe ich inspiriert von einem Vortrag eines Israeli und eines Palästinensers nach Hause. Der Israeli sagte „Vielleicht geht es auf einer spirituellen Ebene darum, Zusammensein und Trennung zu leben.“ Das erlebe auch ich als Herausforderung. Es ist so leicht, das was wir kennen, als die volle Wahrheit anzunehmen. Dagegen hilft nur: offen sein für das, was ganz unerwartet auch da ist.

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Erste Eindrücke

Taube mit Olivenzweig, das Symbol der Hoffnung auf Frieden an einer palästinensischen Hauswand
Taube mit Olivenzweig, das Symbol der Hoffnung auf Frieden an einer palästinensischen Hauswand

In der kurzen Zeit meines bisherigen Einsatzes eröffnet sich mir die Vielschichtigkeit des Konflikts auf diesem Flecken Erde – und gleichzeitig verstehe ich immer weniger. Je mehr ich lerne, desto mehr lose Enden entdecke ich. Unsere Arbeit ist weder pro Israel noch pro Palästina sondern pro Gerechtigkeit. Da die Palästinenser jedoch mehr Menschenrechts-verletzungen erleben liegt der Schwerpunkt unserer Präsenz auf der palästinensischen Seite.

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Hinter der Mauer

Langeweile im Aida Refugee Camp
Langeweile im Aida Refugee Camp

Es ist ein ganz gewöhnlicher Freitag im Flüchtlingslager Aida in Bethlehem. Wochenende. Jungs zwischen 8 und 12 Jahren sitzen am Straßenrand. Spielen… Tippen auf ihren Handys… Fahren mit Fahrrädern die Straße entlang…

Zwei von ihnen sitzen im Antiquitätenladen in einer Garage, wo man vom alten Fleischwolf ohne Kurbel, über diverse Radios aus der Weltkriegs- und Nachweltkriegszeit, bis zur Flachschreibmaschine alles erwerben kann, was man sonst nur beim Souterrain-Trödler in Berlin-Kreuzberg findet.

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Erzwungene Umsiedlung

Kinder in Abu Nwar
Kinder in Abu Nwar

Wadi Nwar und Khan al Ahmar gehören zu einer Gruppe von Beduinen- und Hirtengemeinden, die laut Vereinter Nationen besonders gefährdet sind, gegen ihren Willen umgesiedelt zu werden. 2014 veröffentlichten die israelischen Behörden den sogenannten Nuweimah-Plan, der die Umsiedlung mehrerer Tausend Menschen aus ihren derzeitigen Dörfern in drei Beduinen-Townships vorsieht. In diesen Städten könnten die Beduinen und Hirten ihre traditionelle Lebensweise nicht weiterführen und müssten aufgrund des Mangels an Weideflächen große Teile ihrer Tierhaltung aufgeben, die heute für viele die Hauptlebensgrundlage darstellt (weitere Infos unter: http://www.ochaopt.org /content/bedouin-communities-risk-forcible-transfer-september-2014, Karte siehe unten).

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Checkpoints entlang der Trennbarriere – Teil 2

Ein ganz normaler Morgen am Checkpoint At Tayba

Wer zuerst kommt hat die besten Chancen auf Arbeit
Wer zuerst kommt hat die besten Chancen auf Arbeit *

Um 2:20 h aufstehen um zu frühstücken.
Um 2:50 h gehst du zum Taxi und fährst mit drei anderen Männern zum Checkpoint, den du um 3:20 h erreichst.
Morgengebet am Checkpoint.
Du reihst dich ein in eine der drei Schlangen am Checkpoint, setzt dich neben andere Arbeiter auf den Boden oder auf einen der mitgebrachten Eimer, denn du bist todmüde.

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Checkpoints entlang der Trennbarriere – Teil 1

Agricultural Checkpoints – Getrennt von Feldern und Plantagen

Der Landwirtschafts-Checkpoint in Quaffin
Der Landwirtschafts-Checkpoint in Quaffin

Seit Ende April bin ich mit meinem kleinen Team von 3 EAs (Ecumenical Accompaniers) im Standort in Tulkarm. Es handelt sich überwiegend um ein sehr fruchtbares landwirtschaftliches Gebiet, in dem viele Bewohner vom Ackerbau leben. Da Tulkarm am Fuße des palästinensischen Berglandes liegt, treten hier viele Wasserquellen zu Tage. Viele der örtlichen Brunnen haben bereits vor der israelischen Staatsgründung existiert und deshalb ist das Wasserproblem in diesem Gebiet vergleichsweise klein.

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Mit gewissem Abstand

Rückblick auf eine Zeit als ökumenischer Begleiter in Bethlehem

erschienen im Schneller-Magazin 02/2016

Denis_BethlehemIch bin zurück im gewohnten und wohlbehüteten Umfeld, zurück in einer Realität, die sich erst einmal gar nicht mehr nach meiner anfühlt. Drei Monate können ganz schön prägend sein. Die Zeit als EA (Ecumenical Accompanier, ökumenischer Beobachter) ist sehr intensiv gewesen und voll an neuen Eindrücken. Und die muss ich nach meiner Rückkehr aus Bethlehem erst einmal aufarbeiten.

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