Nach einem Treffen mit Nawal, einer Englischlehrerin in Al Jiftlik (Jordantal)[i], waren wir voller Hoffnung, weshalb ich dieses Interview gerne teilen würde. Diese beeindruckende Frau zeigt, dass ein Festhalten an der Vision von Frieden und einem Ende der Besatzung möglich ist, und sie kann uns allen Hoffnung geben.
Von Shoshahla blickt man in alle Richtungen auf Siedlungen (blau); Karte PeaceNow, Markierung Shoshahla zugefügt
Das Dorf Shoshahla liegt etwa fünf km südlich von Bethlehem. Es ist das erste Dorf, das ich hier als Ecumenical Accompanier und Teil des EAPPI Bethlehem-Teams besuche. Ich bin kaum eine Woche hier und allein dieser einzelne Besuch lehrt mich mehr darüber was es heißt, von Siedlungen umgeben zu sein, als ich zuvor aus Büchern, Artikeln und Dokumentationen erfahren konnte.
Shoshahla als Dorf zu bezeichnen entspricht kaum der heutigen Realität des Ortes: Shoshahla war einmal ein Dorf, gegründet in den 1870er Jahren. Nach der Besetzung der Westbank 1967 und mit Gründung der Siedlungen in der Umgebung des Dorfes kam es immer wieder zu Übergriffen auf die Einwohner*innen von Shoshahla durch Militär und Siedler, bis schließlich 1985 alle Familien das Dorf verlassen hatten. 1992 beschloss ein Mann namens Muhannad Salah, mit seiner Familie nach Shoshahla zurückzukehren. 2015 folgten drei weitere Familien. Sie versuchen auf ihrem Grund und Boden, der Besatzung und den widrigen Lebensumständen trotzend, die Stellung zu halten, damit ihr Land nicht einer weiteren Siedlung weichen muss.
Ibrahim ist ein schlanker, stattlicher Mann in den Fünfzigern. In ruhigen Worten erläutert er uns die Geschichte seines Kampfes um sein Land. Farata, das Dorf, in dem Ibrahim mit seiner Familie lebt, liegt am östlichen Rand einer der beiden „Siedlungsfinger“, die von Qalqiliya aus tief in die Westbank bis an die Stadtgrenzen von Nablus hineinragen.
Jetzt bin ich gut drei Wochen im „Heiligen Land“ und die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Wenn ich aufgefordert wäre, meine Eindrücke dieser ersten Tage in einem Satz zusammenzufassen, dann würde ich antworten: Die Menschen, denen wir bisher begegnet sind, öffnen dankbar ihre Herzen, dankbar dafür, dass sie Menschen gegenüber stehen, die ihnen zuhören und denen sie mit großer Offenheit und Herzlichkeit ihre Sorgen und Nöte berichten können.
Ein Besuch in der kleinen Gemeinde Ibziq im Norden der West Bank lässt mich nicht los. Wir treffen dort Saltiya und Aziz, die uns aus ihrem Alltag berichten, von regelmäßigen temporären Vertreibungen aufgrund von Militärtrainings bis hin zu Verlusten in den Familien durch zurückgelassene Munition.
Letzte Woche habe ich das Team in Tulkarem-Qalqilya für ein paar Tage besucht, um mehr über die dortigen Herausforderungen und Auswirkungen der Besatzung zu erfahren. Eine Aktivität sticht dabei besonders hervor: der Besuch der Gemeinde Deir Istiya. Wir trafen dort Rizek, Newaf und Mouyad, die uns baten, bei der Reparatur eines Brunnes anwesend zu sein.
Obwohl ich erst seit knapp zwei Wochen in Jericho bin, kommt es mir schon viel länger vor. Ich habe das Gefühl, das Jordantal von Jericho im Süden bis Bardala im Norden mit seinen Menschen und deren Geschichten langsam zu kennen. Besonders die Besuche bei Mahyoub sind inzwischen so, als würden wir zu einem alten Freund kommen.
Ameer* ist viel länger und öfter als wir am engen Checkpoint 300 in Bethlehem anwesend. Wenn wir morgens um 4 Uhr erscheinen, ist er oft schon dort. Er hat sich am Ende des Betonganges einen Hochstuhl gebastelt, den er ankettet, damit er ihn täglich wiederfindet. Dort sitzt er oft stundenlang und lässt die Tausenden vorbeiziehen, die nach Israel rübergehen, um – meist auf den Baustellen – Geld zu verdienen, da es auf palästinensischer Seite zu wenig Arbeit gibt.
Clémence Handal ist 72 Jahre alt. Sie wohnt seit Jahren allein in der oberen Etage eines Mehrfamilienhauses. Die christliche Großfamilie Handal lebt in den drei Häusern, die unmittelbar an unser Apartment angrenzen. Sie hatten früher viel Land hier. Doch nur ein paar Kleingärten mit verschiedenen Obstbäumen sind geblieben, seit die Mauer in Bethlehem gebaut wurde.
Das „Orakel von Bethlehem“, so hieß er in einer englischen Zeitung: Majdi Ata Amro (53) mit seinem Touristenladen besonderer Art in der Manger Street in Bethlehem, wo er nicht nur an die Touristen verkauft und seinen Lebensunterhalt verdient, sondern auch seine Gäste aus aller Welt gerne empfängt. Kaffee in kleinen Pappbechern und Tee in Gläsern, immer mit ein paar Blättern frischen Grüns, schaffen schnell eine heimische Atmosphäre.