Nachbarn

Mein Aufenthalt in Palästina und Israel ist nun schon seit 2 Monaten vorbei, doch ich kann die letzten Wochen vor Ort nur schwer vergessen. Daher möchte ich rückblickend von den Ereignissen berichten, die wir in den letzten drei Wochen unseres Einsatzes dokumentiert haben.

Ausschnitt interaktive Karte www.btselem.org
Ausschnitt interaktive Karte www.btselem.org

Besonders häufig wurden wir in die palästinensischen Dörfer gerufen, die in der Nähe der Siedlung Yitzhar liegen. Yitzhar gilt als besonders ideologisch motivierte Siedlung. Seit vielen Jahren dokumentieren Mitarbeitende von UN und NGOs Übergriffe von Siedlern aus Yitzhar auf die umliegenden palästinensischen Dörfer. Erst vor einigen Tagen hat die israelischen Menschenrechtsorganisation Yesh Din eine Fallstudie zu Siedlergewalt und Landnahme rund um Yitzhar herausgegeben [1].  Nach internationalem Recht ist eine Besatzungsmacht verpflichtet, die lokale Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten vor Übergriffen zu schützen.

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“Es gibt einen anderen Weg”

Olivenernte mit den Combatants for Peace

Im Oktober beginnt hier in Palästina die Olivenernte. Die ganze Familie begibt sich zu ihren Olivenhainen und verbringt dort den Tag mit Arbeit und Picknick. Es ist nicht nur eine schwere, sondern an manchen Orten auch eine gefährliche Arbeit.

EAs bei der Olivenernte in Haris, © EAPPI
EAs bei der Olivenernte in Haris, © EAPPI

Eine der vielen Aufgaben im Rahmen unseres Einsatzes mit EAPPI besteht darin, dass wir durch unsere Anwesenheit eine „schützende Präsenz“ bieten können. Unser Kontakt Issa hatte uns daher zur Olivenernte nach Haris eingeladen. Die Dorfbewohner hatten Unterstützung angefordert, da die abzuerntenden Bäume nahe der Siedlung Revava stehen und die Bauern bei der Arbeit auf ihren Grundstücken in der Vergangenheit von Siedlern bedroht und angegriffen worden waren. In den vergangenen Wochen hatte es bereits zahlreiche Berichte über Vandalismus gegen palästinensische Olivenhaine gegeben[1].

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Eine persönliche Geschichte von “Sumud”

Während meines ersten Einsatzes mit EAPPI im Jahr 2013 gehörte es zu unseren Aufgaben, Familien in besonders schwierigen Lebenssituationen zu besuchen, ihre Belange anzuhören und in Form von Berichten an die Öffentlichkeit weiterzutragen. Im Rahmen dieser Tätigkeit besuchte ich 2013 auch mehrere Familien in Hebron, genauer in H2, dem Gebiet unter vollständiger israelischer Kontrolle. Die Familie von Hashem Al Azzeh gehörte damals zu den von uns sehr häufig besuchten Familien.

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New Profile – für eine entmilitarisierte Gesellschaft

Ruth Hiller, Foto: Albin Hillert/WCC
Ruth Hiller, Foto: Albin Hillert/WCC

Nun ist auch unsere „Halbzeitpause“, das Zwischenseminar in Haifa und Jerusalem, schon wieder einige Tage vorbei. Ein buntes und volles Programm hat diese Woche geprägt und wir hatten nicht nur Gelegenheit, einige Tage etwas anderes zu sehen, sondern vor allem auch, mit verschiedenen israelischen Friedensaktivist*innen und -organisationen ins Gespräch zu kommen. Besonders in Erinnerung ist mir der Vortrag von Ruth Hiller geblieben. Ruth hat die feministische Organisation New Profile mitgegründet, die sich für eine Entmilitarisierung der israelischen Gesellschaft sowie für das Recht auf Verweigerung des Militärdiensts einsetzt[1].

Ruths Vortrag beginnt sehr persönlich: Sie berichtet uns, wie sie in eine tiefe Sinnkrise gestürzt sei, als ihre älteste Tochter zum Militär musste.

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Mit Schafen und Ziegen unterwegs

Burhan mit Esel und Hütehund, auf dem Hügel im Hintergrund die Siedlung Chemdat; Foto © EAPPI
Burhan mit Esel und Hütehund, auf dem Hügel im Hintergrund die Siedlung Chemdat; Foto © EAPPI

Während unseres Aufenthaltes im Rahmen des EAPPI – Programms können wir auch Teams in anderen Placements besuchen. So habe ich Mitte Oktober das Team in Jericho besucht. Inzwischen kenne ich mich ein bisschen aus: wo kommt mein Minibus von Tulkarem in Ramallah an und wo fährt der Minibus nach Jericho ab. Die Verständigung funktioniert mit ein paar arabischen Wörtern und Körpersprache.

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Sonnenaufgang am “agricultural gate”

Der Verlauf der Trennbarriere nördlich von Tulkarem. Die „agricultural gates“ sind mit grünen Kreuzen markiert. Karte © UNOCHA
Der Verlauf der Trennbarriere nördlich von Tulkarem. Die „agricultural gates“ sind mit grünen Kreuzen markiert. Karte © UNOCHA

In einem internationalen und altersgemischten Team von vier Frauen lebe ich nun schon seit vier Wochen in der Westbank, in Tulkarem. Wir sind von EAPPI hierher geschickt worden, um die Menschen in ihrem Alltag unter Besatzung zu unterstützen, mögliche Rechtsverletzungen zu dokumentieren und über das vor Ort Erlebte zu berichten. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, durch unsere internationale Präsenz an den sogenannten „agricultural gates“ (Landwirtschaftscheckpoints) die Bauern in dem Recht auf Zugang zu ihren Grundstücken zu unterstützen. So stehen wir jeden Morgen um 6 Uhr auf und fahren zu den verschiedenen “agricultural gates”, die wir mit dem Auto ca. 5 bis 7 km südlich und nördlich von Tulkarem erreichen.

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Sonnenlicht

Mahnwache vor dem Eingang des ICRC in Tulkarem (Photo: EAPPI)
Mahnwache vor dem Eingang des ICRC in Tulkarem (Photo: EAPPI)

Das erste Mal treffe ich Abu Ashraf vor dem Büro des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (ICRC) in Tulkarem. Jeden Dienstag findet dort eine kleine Mahnwache statt. Angehörige von palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen zeigen dabei ihren Unmut über die Bedingungen in den Haftanstalten und die zahlreichen Restriktionen im Hinblick auf Besuche von Angehörigen in Gefängnissen.

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Das Ende der Straße

Landkonfiszierung und Siedlungsbau rund um Yanoun

Auf den Hügeln oberhalb des Dorfes Yanoun ist einer der Außenposten der Siedlung Itamar zu erkennen; ©EAPPI
Auf den Hügeln oberhalb des Dorfes Yanoun ist einer der Außenposten der Siedlung Itamar zu erkennen; ©EAPPI

Hier in Yanoun zeigen sich die Auswirkungen der Besatzung und des Siedlungsbaus auf das Leben und den Alltag der Menschen besonders deutlich. Auf den ersten Blick wirkt Yanoun wie das Paradies auf Erden. Am meisten Lärm machen hier die Schafe, Hühner und der Esel, alles wirkt so friedlich und ruhig.

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Gewaltfreier Widerstand – Singen für den Zugang zum Gebet

Checkpoint am Eingang zu H2; Foto © EAPPI
Checkpoint am Eingang zu H2; Foto © EAPPI

Hebron, oder arabisch „Al Khalil“, ist die größte Stadt des Westjordanlandes und liegt im Süden des besetzten Gebietes. Sie gilt als einer der Brennpunkte des israelisch-palästinensischen Konflikts, denn sie ist die einzige palästinensische Stadt, in deren Zentrum nach Beginn der Besetzung israelische Siedlungen errichtet wurden. Aufgrund der Siedlungen wurde die Hebron im „Interimsabkommen über das Westjordanland und den Gazastreifen“ (auch als Oslo II bekannt) von 1995 nicht berücksichtigt, welches der palästinensischen Autonomiebehörde nach und nach unterschiedliche Level an Kontrolle über einige Teile der palästinensischen Gebiete übertrug. Stattdessen wurde die Stadt mit dem Hebron Protokoll 1997 in zwei Zonen geteilt: Hebron1 (H1) wird seitdem von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet, während Hebron2 (H2, 20% der Stadt) unter israelischer Militär- und Zivilverwaltung und somit unter vollständiger israelischer Kontrolle steht.[1]

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Ein Ort zum Wachsen und Lernen?

Ein Thema, das mich und mein Team sehr beschäftigt und in dem wir recht aktiv sind, ist der Zugang zu Bildung. Nachdem das neue Schuljahr vor gut einem Monat begonnen hat, gehören die ‚School Runs‘ zu unseren regelmäßigen Aufgaben. An verschiedenen Orten in der Westbank und Ost-Jerusalem begleiten Teilnehmende des EAPPI Programms Kinder und Lehrpersonal auf Schulwegen und an Schulen, seit 2012 in Kooperation mit UNICEF.

Die As-Sawiya Secondary School liegt etwa auf halbem Weg zwischen den Dörfern As Sawiya und All Lubban ash Sharqiya; Karte © UNOCHA
Die As-Sawiya Secondary School liegt etwa auf halbem Weg zwischen den Dörfern As Sawiya und All Lubban ash Sharqiya; Karte © UNOCHA

Dreimal pro Woche begleiten wir die Schüler*innen der As Sawiya Secondary School, die direkt an der vielbefahrenen zentralen Verbindungsstraße 60 zwischen den Dörfern As Sawiya und Al Luban liegt, auf ihrem Weg zur Schule. Die Straße wird von Palästinensern ebenso genutzt wie vom israelischen Militär und von israelischen Siedlern. Mehrere israelischen Siedlungen und Außenposten liegen in unmittelbarer Nähe der Dörfer und der Schule. Von Zeit zu Zeit kommt es hier zu Zusammenstößen. Entlang der Straße und manchmal sogar direkt am Eingang der Schule sind die Schüler*innen fast täglich mit militärischer Präsenz konfrontiert, weshalb wir die Begleitung auf dem Schulweg zu einer unserer Prioritäten gemacht haben.

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