
Niemand macht wohl gerne Dienst um 4 Uhr morgens, erst recht nicht an einem checkpoint und dann auch noch an einem berüchtigten wie dem checkpoint 300[1] zwischen Bethlehem und Jerusalem, gleich neben Rahels Grab[2], wo die Mauer wie wild mäandert. Aber der Wecker meldet sich gnadenlos um 3.30 Uhr, Zeit genug für eine flüchtige Morgenwäsche, Zähneputzen und eine heiße Tasse Tee. Warme Schuhe und Socken sind angesagt, denn im Winter kann es im checkpoint in Bethlehem (800 m) kalt werden. Die Straße vor unserem Haus ist dunkel und menschenleer, doch um die Ecke, auf der Zufahrtsstraße zum checkpoint herrscht schon hektisches Treiben. Ein Taxi nach dem anderen spuckt dunkel gekleidete Männer aus, die zum Eingang des checkpoints eilen, vorbei an den Ständen der Straßenhändler, die im grellen Lichtkegel weniger Arbeitslampen Zigaretten und Kaffee, Fladenbrot und Hummusdosen, Müsliriegel und harte Eier, Süßigkeiten, Früchte oder Tomaten verkaufen. Auch Socken und Ladekabel sind im Angebot. Daneben werden in einem riesigen Kessel Falafelbällchen frittiert. Viele der Männer kommen aus dem Süden der besetzten Gebiete und haben schon eine Stunde Fahrt zum checkpoint hinter sich.