„Gott sei Dank seid ihr zurück!“

Am Morgen nach dem Schneesturm; © WCC-EAPPI

Schneefall in Jerusalem! Laut Jack, unserem Vermieter am Fuß des Ölbergs, lag der letzte Schneefall drei Jahre zurück. So lange hat es – Gott sei Dank! – nicht gedauert, bis die ersten internationalen Begleiter:innen – Ecumenical Accompaniers (EAs) – nach der Corona-Zwangspause wieder nach Palästina/Israel einreisen konnten. Doch fast zwei Jahre „Eingefrorensein“ für das Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI) des Ökumenischen Rates der Kirchen sind doch eine für viele schmerzlich empfundene „verdammt lange“ Zeit.

Seit Mitte Januar sind wir EAs nun wieder im Lande, seit einer Woche an unseren Einsatzorten – Jerusalem, Bethlehem, Hebron und Yatta – und versuchen nun wieder anzufangen, wo unsere Vorgänger:innen im März 2020 abrupt aufhören mussten, und das Begleitprogramm wieder hochzufahren. Das bedeutet, Kontakte zu reaktivieren oder neu zu knüpfen, mit den Menschen hier vor Ort wieder ins Gespräch zu kommen, ihre Geschichten zu hören und zu sehen, was sich für sie verändert hat in den letzten beiden Jahren und was wir EAs für sie tun können.

Auf dem Weg zum ökumenischen Gebet für die Einheit der Christen in der Jerusalemer Altstadt;© WCC-EAPPI

Eine erste gute Gelegenheit mit den Kirchen vor Ort in Kontakt zu treten, bot sich für unser Jerusalemer Team mit der Gebetswoche für die Einheit der Christen in dieser letzten Januarwoche. Wenn möglich – und wenn nicht gerade der aufziehende Schneesturm eine Teilnahme verhinderte – nahmen wir vom Jerusalemer EAPPI-Team an einigen Gebetsstunden der unterschiedlichen Konfessionen und Kirchen in und um die Jerusalemer Altstadt teil. Wir besuchten ökumenische Gottesdienste in der anglikanischen St. George`s Cathedral, der lutherischen Erlöserkirche und im Abendmahlssaal auf dem Berg Zion, wo nur dreimal im Jahr Gottesdienste stattfinden dürfen, an diesem letzten Donnerstag im Januar gestaltet von den Benediktinern der römisch-katholischen Dormitio Abtei zusammen mit ihren Theologiestudent:innen. Am Tag darauf lauschten wir den syrisch-aramäischen und koptischen Gesängen im syrisch-orthodoxen Markuskloster. Den Abschluss bildete eine Gebetsstunde in der Verkündigungskirche im griechisch-katholischen Patriarchat.

So unterschiedlich die Kirchen, so unterschiedlich empfand ich auch den Empfang: Von freundlich distanziert uns willkommen heißend bis überwältigt glücklich und uns lange vermisst habend reichte hier das Spektrum! Warm ums Herz wurde mir zum Beispiel, als am Ende des Gottesdienstes in der anglikanischen St. George`s Cathedral etliche Gottesdienst-teilnehmer:innen spontan auf uns zukamen, ihre Freude über die Rückkehr der EAs ausdrückten und uns den Segen Gottes für unsere Arbeit wünschten! Herzlich auch die Begrüßung des anglikanischen Erzbischofs Hosam Naoum: „Good to have you back!“

Beim ökumenischen Gebet für die Einheit der Christen in der lutherischen Erlöserkirche;© Yusef Daher JLO

Nach unserer ersten Schulwegbegleitung trafen wir am Damaskustor eine Gruppe der Kleinen Schwestern Jesu und keine zwei Minuten später die lutherische Pfarrerin Carrie Ballenger, die uns mit fast überschwänglicher Freude begrüßten: „Gott sei Dank seid ihr zurück.“

EAPPI ist also nicht vergessen und vor dem Hintergrund, dass sich während und vielleicht aufgrund der Abwesenheit von internationalen Beobachter:innen und Begleiter:innen in den letzten beiden Jahren die Situation der palästinensischen Bevölkerung verschlechtert hat und unter anderem Übergriffe von israelischen Siedlern zugenommen haben, wird die Arbeit von EAPPI noch mehr wertgeschätzt und wurde schmerzlich vermisst!

Mit dem wärmenden Rückenwind aus diesen ermutigenden Begegnungen gehen wir unseren Einsatz an in diesen eiskalten Jerusalemer Januartagen!

Uli, Januar 2022

Ich nehme für das Berliner Missionswerk am Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Ökumenischen Rates der Kirchen teil. Diese Stellungnahme gibt nur meine persönlichen Ansichten wieder, die nicht unbedingt die des Berliner Missionswerks oder des Ökumenischen Rates der Kirchen sind.

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