Erzwungene Umsiedlung

Kinder in Abu Nwar
Kinder in Abu Nwar

Wadi Nwar und Khan al Ahmar gehören zu einer Gruppe von Beduinen- und Hirtengemeinden, die laut Vereinter Nationen besonders gefährdet sind, gegen ihren Willen umgesiedelt zu werden. 2014 veröffentlichten die israelischen Behörden den sogenannten Nuweimah-Plan, der die Umsiedlung mehrerer Tausend Menschen aus ihren derzeitigen Dörfern in drei Beduinen-Townships vorsieht. In diesen Städten könnten die Beduinen und Hirten ihre traditionelle Lebensweise nicht weiterführen und müssten aufgrund des Mangels an Weideflächen große Teile ihrer Tierhaltung aufgeben, die heute für viele die Hauptlebensgrundlage darstellt (weitere Infos unter: http://www.ochaopt.org /content/bedouin-communities-risk-forcible-transfer-september-2014, Karte siehe unten).

Abriss eines Klassenraums in Abu Nwar

Die Beduinengemeinde Abu Nwar, im Hintergrund die jüdische Siedlung Maale Adumim
Die Beduinengemeinde Abu Nwar, im Hintergrund die jüdische Siedlung Maale Adumim

Dahud Jalin Abu Hamad, das Oberhaupt der Beduinengemeinde Abu Nwar, berichtete uns von dem, was heute Morgen passiert ist. Bereits um 05:00 Uhr kamen zehn Autos von der israelischen Zivilverwaltung, der Polizei und dem Militär – mit ihnen ein Bulldozer. Ihren Weg schlugen sie ein in Richtung Schule.

Dort entfernten sie Möbel aus einem der Klassenzimmer (ein eigenständiges Gebäude) und zerstörten es anschließend. Die Zerstörung dauerte nur 30 Minuten. Der Raum war ganz neu, er war erst am 25. August dieses Jahres eröffnet wurden. Die dritte Klasse der kleinen Schule, die überhaupt nur Kinder der ersten bis dritten Klasse unterrichtet und zusätzlichen einen kleinen Kindergarten beherbergt, hat nun keinen Unterrichtsraum mehr. 10 Kinder und ihre Lehrerin müssen nun provisorisch unterkommen, bevor ein vom palästinensischen Bildungsministerium zugesichertes Zelt geliefert wird. Außerdem wurde eine etwa 150 m² große betonierte Fläche zerstört, die als Untergrund für das Klassenzimmer und als Schulhof diente. Die zerstörten Strukturen waren mit Hilfsgeldern der EU finanziert worden.

Zerstörter Klassenraum in Abu Nwar
Zerstörter Klassenraum in Abu Nwar

Abriss eines Wohngebäudes in Khan Al Ahmar

Um 05:00 Uhr kam auch in Khan al Ahmer die israelischen Zivilverwaltung mit einem Bulldozer an. Ohne Verzögerung wurden ein Wohngebäude und ein mit Hilfsgeldern finanziertes Toilettengebäude in nur wenigen Minuten abgerissen. Das Wohngebäude war Teil des Zuhauses einer Familie mit zwei Erwachsenen und sechs Kindern unter 18 Jahren.

Abu Khamis, der Leiter der Gemeinde, berichtete uns zu diesem Ereignis: Sechs Autos von der Zivilverwaltung und einer privaten Sicherheitsfirma kamen nach Khan Al Ahmar. Dort fragten sie Abu Khamis, woher das Dorf Wasser und Energie beziehen würde. Danach gingen sie in die Häuser und durchsuchten diese.

Abu Khamis wurde zurückgehalten, während sie in die Schule gingen. In der Schule machten sie Aufnahmen von alten und neuen Sachen. Ebenso wurden Fotos hinter der Schule gemacht, um den Abstand zur Hauptstraße zu überprüfen. Währenddessen war es Abu Khamis nicht möglich, andere Organisationen anzurufen. Nach etwa zwei Stunden verließen sie das Dorf wieder. Zurück blieb ein apathischer Abu Khamis in einer verzweifelten Beduinengemeinde.

UNOCHA: Karte der von den Umsiedlungsplänen betroffenen Gemeinden
UNOCHA: Karte der von den Umsiedlungsplänen betroffenen Gemeinden

Als Besatzungsmacht ist Israel verpflichtet, die besetzte Bevölkerung zu schützen und für das Wohlergehen der Menschen in den besetzten Gebieten zu sorgen. Die erzwungene Umsiedlung einer besetzten Bevölkerung, aktiv oder durch sekundäre Faktoren wie Hauszerstörungen, Einschränkung z.B. des Zugangs zu Wasser oder zu medizinischer Versorgung, ist nach internationalem Recht verboten.

Monika, September 2016

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