Die letzten Schäfer des Jordantals

Hayell Mahmoud in seinem Zuhause in Humsa; © EAPPI
Hayell Mahmoud in seinem Zuhause in Humsa; © EAPPI

Bereits am zweiten Tag meines Einsatzes als Ökumenische Begleiterin für das EAPPI-Programm des Weltkirchenrats lerne ich „Tornado“ kennen. Wir haben den Schäfer in der Gemeinde Humsa im Jordantal besucht, wo er seit 45 Jahren lebt. „Tornado“ heißt eigentlich Hayell Mahmoud, aber weil er so lebhaft ist wird er von allen als Wirbelwind bezeichnet. Ich treffe einen unglaublich freundlichen Mann, der unablässig lächelt und lacht. Und das, obwohl seine Lebensumstände und die seiner Familie alles andere als einfach sind.

Hayell Mahmoud ist 73 Jahre alt, hat zwölf Kinder und unzählige Enkelkinder. Seine Familie hat über Jahrzehnte die Auswirkungen der Besatzung auf unterschiedliche Art und Weise selbst erleben müssen. Für seine Familie hat Mahmoud auf seinem Land in Humsa vor über 20 Jahren  ein Haus gebaut und war seit dem wiederkehrenden Hauszerstörungen ausgesetzt.

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Keine leichte Ernte

Frisch geerntete Oliven in Yanoun; © EAPPI
Frisch geerntete Oliven in Yanoun; © EAPPI

Die letzten Wochen waren an vielen Orten in unserer Umgebung von der Olivenernte geprägt. Schon in meinen ersten Tagen hier sind mir bei unseren Fahrten in der Gegend die zahlreichen Olivenbäume aufgefallen, die für viele palästinensische Familien eine besondere Bedeutung haben und eine wichtige Einkommensquelle darstellen. Laut einem aktuellen Bericht von UNOCHA-OPT[1] werden etwa 10 Millionen Olivenbäume in Palästina bewirtschaftet. Leider ist die Zeit der Olivenernte auch eine Zeit, in der die Auswirkungen der Besatzung besonders sichtbar werden, zum Beispiel in Form von Zugangsbeschränkungen oder gewaltsamen Übergriffen. Auch in diesem Jahr ist die Ernte für die Menschen hier nicht immer leicht.

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Mit Schafen und Ziegen unterwegs

Burhan mit Esel und Hütehund, auf dem Hügel im Hintergrund die Siedlung Chemdat; Foto © EAPPI
Burhan mit Esel und Hütehund, auf dem Hügel im Hintergrund die Siedlung Chemdat; Foto © EAPPI

Während unseres Aufenthaltes im Rahmen des EAPPI – Programms können wir auch Teams in anderen Placements besuchen. So habe ich Mitte Oktober das Team in Jericho besucht. Inzwischen kenne ich mich ein bisschen aus: wo kommt mein Minibus von Tulkarem in Ramallah an und wo fährt der Minibus nach Jericho ab. Die Verständigung funktioniert mit ein paar arabischen Wörtern und Körpersprache.

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Sonnenaufgang am “agricultural gate”

Der Verlauf der Trennbarriere nördlich von Tulkarem. Die „agricultural gates“ sind mit grünen Kreuzen markiert. Karte © UNOCHA
Der Verlauf der Trennbarriere nördlich von Tulkarem. Die „agricultural gates“ sind mit grünen Kreuzen markiert. Karte © UNOCHA

In einem internationalen und altersgemischten Team von vier Frauen lebe ich nun schon seit vier Wochen in der Westbank, in Tulkarem. Wir sind von EAPPI hierher geschickt worden, um die Menschen in ihrem Alltag unter Besatzung zu unterstützen, mögliche Rechtsverletzungen zu dokumentieren und über das vor Ort Erlebte zu berichten. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, durch unsere internationale Präsenz an den sogenannten „agricultural gates“ (Landwirtschaftscheckpoints) die Bauern in dem Recht auf Zugang zu ihren Grundstücken zu unterstützen. So stehen wir jeden Morgen um 6 Uhr auf und fahren zu den verschiedenen “agricultural gates”, die wir mit dem Auto ca. 5 bis 7 km südlich und nördlich von Tulkarem erreichen.

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Zu Besuch auf der Organic Farm in Tulkarem

Fayez Taneeb und seine selbst konstruierte Bewässrungsanlage einem seiner Gewächshäuser (Photo: EAPPI)
Fayez Taneeb und seine selbst konstruierte Bewässrungsanlage einem seiner Gewächshäuser (Photo: EAPPI)

Bereits zum zweiten Mal besuchen mein Team und ich nun Fayez Taneeb and seine Frau Mouna auf ihrer organischen Farm in Tulkarem, die den schönen Namen „Hakoritna-Farm“ (حكورتنا) trägt. Das bedeutet grob übersetzt so viel wie „unser kleiner Garten vor dem Haus“. Wir werden herzlich begrüßt und in einen hinter zwei riesigen Bäumen versteckten Platz im Freien geführt, wo gemütliche Sofas und Matratzen auf uns warten. Die StudentInnen der Kadoorie Universität[1] in Tulkarem, die jedes Jahr für ca. 4 Monate zu Fayez geschickt werden, um ihr theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu unterfüttern, haben diesen Platz zu einer Art „chillout-area“ umgestaltet. Ein wunderschöner Ort voller Stille und Natur, der nur von dem Anblick der Sperranlage gestört wird, die in ca. 20 Meter Entfernung verläuft. Eine graue Betonwand, die sich ins Unendliche zu erheben scheint. Auf dem Kopf der Mauer ist Stacheldraht zu sehen, sowie vereinzelt Videokameras. Kein schöner Anblick.

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Ein Nachmittag mit dem Farmer Abu Omar in Shufa

Shufa ist ein kleines Dorf im Norden der Westbank. Abu Omar, unser Kontakt in Shufa, hatte auf unsere Anfrage hin, ob wir ihn besuchen können, sofort zugesagt, und schon am nächsten Tag empfingen er und seine Familie uns in ihrem Zuhause. Abu Omar setzte sich uns gegenüber auf die Couch und legte die Hände auf den Schoß, lächelte uns an. Er strahlte Ruhe aus und ich fühlte mich sofort wohl. Das Bild, wie er so vor uns saß, wird mir allein wegen seiner Ästhetik lange in Erinnerung bleiben.

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Wo jede Ernte politisch ist

Arbeit auf dem Feld unterhalb des Außenpostens © EAPPI
Arbeit auf dem Feld unterhalb des Außenpostens © EAPPI

Wenige Tage vor Ramadan erreicht uns der Anruf einer Familie aus der Gegend. Wir sollen bei der Ernte dabei sein an einem Flecken, der uns als „Um Leskwas“ benannt wurde. Das muss klein sein und ziemlich ab vom Schuss, denn diesen Ortsnamen haben wir noch nie gehört und finden ihn auch auf keiner Karte. Und das, obwohl wir uns mittlerweile in „unserem“ Gebiet in den südlichen Hebronhügeln doch ganz gut auskennen.

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Wem gehört das Land?

Ibrahim ist ein schlanker, stattlicher Mann in den Fünfzigern. In ruhigen Worten erläutert er uns die Geschichte seines Kampfes um sein Land. Farata, das Dorf, in dem Ibrahim mit seiner Familie lebt, liegt am östlichen Rand einer der beiden „Siedlungsfinger“, die von Qalqiliya aus tief in die Westbank bis an die Stadtgrenzen von Nablus hineinragen.

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Übernachten verboten: Wadi Qana Revisited

Wadi Qana, die Häuserkette auf dem Bergkamm im Hintergrund des Bildes gehört zu einer israelischen Siedlung ©EAPPI
Wadi Qana; die Häuserkette auf dem Bergkamm im Hintergrund des Bildes gehört zu einer israelischen Siedlung ©EAPPI

Jetzt bin ich gut drei Wochen im „Heiligen Land“ und die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Wenn ich aufgefordert wäre, meine Eindrücke dieser ersten Tage in einem Satz zusammenzufassen, dann würde ich antworten: Die Menschen, denen wir bisher begegnet sind, öffnen dankbar ihre Herzen, dankbar dafür, dass sie Menschen gegenüber stehen, die ihnen zuhören und denen sie mit großer Offenheit und Herzlichkeit ihre Sorgen und Nöte berichten können.

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Tent of Nations – „Wir weigern uns, Feinde zu sein“

Daoud Nasser - Tent of Nations
Daoud Nasser – Tent of Nations

Daoud Nasser ist ein eindrucksvoller Mensch: Er scheint gleichzeitig an mehreren Orten sein zu können: wenn Studenten helfen beim Bäume pflanzen und abernten, je nach Jahreszeit. Wenn sie dort praktizierte Müllvermeidung organisieren, als gelte es zu beweisen, dass Palästina ganz viel weniger schädlichen und landschaftszerstörenden Abfall produzieren könnte. Wenn sie anfangen, das Regenwasser in ihrem Zentrum in einem großen unterirdischen Becken aufzufangen, und es dann auf andere Stellen umpumpen, mit Sonnenenergie natürlich, die intensiv genutzt wird. Wenn seine Frau und er wo auch immer gebraucht werden. Sie sind bekannt und geschützt durch ihre Bekanntheit in den neuen Medien und die stete internationale Präsenz.

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