“Es gibt einen anderen Weg”

Olivenernte mit den Combatants for Peace

Im Oktober beginnt hier in Palästina die Olivenernte. Die ganze Familie begibt sich zu ihren Olivenhainen und verbringt dort den Tag mit Arbeit und Picknick. Es ist nicht nur eine schwere, sondern an manchen Orten auch eine gefährliche Arbeit.

EAs bei der Olivenernte in Haris, © EAPPI
EAs bei der Olivenernte in Haris, © EAPPI

Eine der vielen Aufgaben im Rahmen unseres Einsatzes mit EAPPI besteht darin, dass wir durch unsere Anwesenheit eine „schützende Präsenz“ bieten können. Unser Kontakt Issa hatte uns daher zur Olivenernte nach Haris eingeladen. Die Dorfbewohner hatten Unterstützung angefordert, da die abzuerntenden Bäume nahe der Siedlung Revava stehen und die Bauern bei der Arbeit auf ihren Grundstücken in der Vergangenheit von Siedlern bedroht und angegriffen worden waren. In den vergangenen Wochen hatte es bereits zahlreiche Berichte über Vandalismus gegen palästinensische Olivenhaine gegeben[1].

Als wir in Haris ankamen, stand  bereits ein Kleinbus mit Freiwilligen aus Israel am Dorfeingang.  Die bi-nationale Organisation “Combatants for Peace” hatte Unterstützung bei der Olivenernte zugesagt und freiwillige Helfer organisiert.

Die Combatants for Peace[2] gibt es seit 2006. Zunächst hatten sich israelische Armeeoffiziere, die öffentlich den weiteren Dienst in den besetzten palästinensischen Gebieten verweigert und damit großes Aufsehen erregt hatten, mit ehemaligen palästinensischen Kämpfern in Beit Jala nahe Bethlehem getroffen. Am Anfang standen der Austausch persönlicher Erfahrungen im Vordergrund, sowie der Abbau von Angst und Misstrauen. Ein Ergebnis dieser Treffen war, so wurde mir in Haris berichtet, dass man sich gegenseitig nicht mehr als „target“ (Ziel), sondern als Menschen sehen und kennenlernen wollte. Heute haben die Combatants for Peace etwa 150 Mitglieder, die sich in zahlreichen regionalen Gruppen organisieren und vielfältige Aktivitäten planen. Dazu gehören regelmäßige Friedensmärsche, Theaterprojekte, die jährliche alternative Gedenkveranstaltung zum israelischen Memorial Day und vieles mehr[3]. 2017 wurden die Combatants for Peace für den alternativen Nobelpreis nominiert.

An diesem Morgen begannen wir also, mit den Freiwilligen der Combatants for Peace Oliven zu pflücken. Wir gingen auf das Grundstück eines einzelnen Bauern, der das Jahr über nicht alleine dort arbeitet, da er fürchtet, von Siedlern angegriffen zu werden. Demensprechend war das Grundstück nicht gepflegt. Unter den Bäumen waren große Büsche mit Dornen gewachsen. Es war schwierig, an die Oliven zu kommen, ohne dass unsere Arme verkratzt wurden. Es dauerte nicht lange, dann kam bereits der Sicherheitsdienst der Siedlung und untersagte das Pflücken. Bald darauf erschien ein Jeep mit israelischen Soldaten. Sie wollten den Eigentümer der Olivenbäume sprechen und den Nachweis haben, dass dies seine Bäum seien. Dann meinten sie, dass die Olivenernte erst nächste Woche beginnen würde. Die israelischen Mitglieder der Combatants for Peace fragten nach einem Offizier, der auch erschien. Nach einer gewissen Zeit gab es die Anweisung, dass wir uns auf die Bäume konzentrieren sollten, die jenseits eines bestimmten Feldweges liegen, weit genug entfernt von der Siedlung. Leider war dort nichts mehr zu pflücken, die Bäume waren schon abgeerntet.

Bauern und freiwillige Helfer im Gespräch mit israelischen Soldaten in Haris, © EAPPI
Bauern und freiwillige Helfer im Gespräch mit israelischen Soldaten in Haris, © EAPPI

Als Dank für unser Kommen wurden wir zum Frühstück bei Issa eingeladen. Er ist ebenfalls Mitglied der Combantants for Peace. Hier wurden wir begrüßt, untereinander vorgestellt und die Combatants for Peace”berichteten über die Arbeit ihrer Organisation.

Dieser Ausflug nach Haris war für uns nicht nur ein (verkürzter) Ernteeinsatz. Wir konnten miterleben, wie Menschen aus Israel für die Rechte der Palästinenser in Haris auf Zugang zu ihrem Eigentum eintraten, und wie ein Miteinander unkompliziert, solidarisch und in gegenseitiger Wertschätzung funktionieren kann. Ein Hoffnungsschimmer, der mir in Erinnerung bleiben wird.

Erika, November 2018

Ich nehme für das Berliner Missionswerk (BMW) am Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Ökumenischen Rates der Kirchen teil. Diese Stellungnahme gibt nur meine persönlichen Ansichten wieder, die nicht unbedingt die des BMW oder des Ökumenischen Rates der Kirchen sind.

[1] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-tree-terror-settlers-attack-palestinian-farmers-produce-israel-doesn-t-care-1.6618391

[2] http://cfpeace.org/

[3] http://cfpeace.org/our-activism/projects/

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