„Darum stehe ich hier“

Das Plädoyer einer Tochter von Holocaustüberlebenden gegen die Gleichgültigkeit und für Solidarität mit den Palästinensern

Ob bei den „Women in Black“ oder bei den Protesten gegen die Zwangsräumung palästinensischer Familien in Sheikh Jarrah: Die israelische Künstlerin Rosemary Solan engagiert sich für ein Miteinander von Israelis und Palästinensern  – und ein zentrales Motiv dafür liegt in den Holocaust-Erfahrungen ihrer Familie.

Seit mehr als zehn Jahren jeden Freitag im palästinensischen Ostjerusalemer Stadtviertel Sheikh Jarrah: Israelis protestieren gegen die Besatzung und für die Zwei-Staaten-Lösung. Foto © EAPPI
Seit mehr als zehn Jahren jeden Freitag im palästinensischen Ostjerusalemer Stadtviertel Sheikh Jarrah: Israelis protestieren gegen die Besatzung und für die Zwei-Staaten-Lösung. Foto © EAPPI

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Die nächste Runde im Kampf ums Land

Nach internationalem Recht sind alle israelischen Siedlungen und Siedlungsaußenposten in den besetzten palästinensischen Gebieten illegal. Wie eine neue Siedlung dennoch entsteht und heranwächst – das ist derzeit östlich von Jerusalem zu erleben, wo auf der kahlen Kuppe des Jabal al-Muntar eine „Landwirtschaftliche Farm“ als neue Form der Außenposten entsteht. Die palästinensischen Besitzer des Landes kämpfen dagegen mit juristischen Schritten und politischem Protest.

Spannungsgeladen: Vorn das Protestzelt der Palästinenser aus Sawahre Al-Sharqiya, hinten der neue Outpost, der Grundstein einer künftigen israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland. Foto © EAPPI
Spannungsgeladen: Vorn das Protestzelt der Palästinenser aus Sawahre Al-Sharqiya, hinten der neue Outpost, der Grundstein einer künftigen israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland. Foto © EAPPI

Weiß, blau und groß ist die Fahne, die da über der kargen Berglandschaft  im Osten von Jerusalem weht. So groß, dass sie, die israelische Flagge, auch aus einigen Dutzend Metern Entfernung noch gut zu erkennen ist, wo an einem zweiten Flaggenmast die palästinensische Fahne weht.

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Wenn der Bagger sein Zerstörungswerk verrichtet

In Beit Hanina, einem Stadtteil Ost-Jerusalems, verlieren 15 Menschen ihre Heimat – und Ökumenische Begleiter*innen erleben die Folgen von jenen Abrissbefehlen, die seit 2009 schon fast 10.000 Menschen obdachlos gemacht haben. Denn diese ist nur eine von Tausenden Hauszerstörungen, die Palästinenser in Ostjerusalem und den anderen israelisch besetzten Gebieten in den vergangenen zehn Jahren zu erleiden hatten.  

Die Nachricht kommt um acht. Die Bagger rücken 15 Minuten später an. Genau  diese Viertelstunde bleibt, um wenigstens die wichtigsten Wertgegenstände aus einem Dutzend Lebensjahren zu sichern. Dann kann die Familie Rajabi nur noch zuschauen, wie ihr Haus in Beit Hanina, einem palästinensischen Wohnort nördlich des Jerusalemer Zentrums, zertrümmert wird. Wenige Stunden später, als die Ökumenischen Begleiter*innen des EAPPI-Programms eintreffen, sind die Soldaten, die das Ostjerusalemer Viertel umstellt haben – mehr als 200 waren es nach Darstellung der Betroffenen – schon wieder abgezogen. Und aus dem zweigeschossigen Gebäude ist eine knapp  zwei Meter hohe Schicht aus Beton- und Eisentrümmern geworden, zwischen denen die Familienmitglieder versuchen, noch etwas von dem darunter begrabenen Hab und Gut aufzufinden.

Überreste des zweistöckigen Hauses nach der Zerstörung in Beit Hanina, Ost-Jerusalem. Foto © EAPPI
Überreste des zweistöckigen Hauses nach der Zerstörung in Beit Hanina, Ost-Jerusalem. Foto © EAPPI

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„Ich bin so froh, dass ihr hier seid“

Silwan – Fundstätte der ältesten Zeugnisse menschlicher Siedlungen in Jerusalem – Ort der Verdrängung von Palästinensern

Zu viele Häuser, zu wenig Geschichte? Teile von Silwan sollen der „City of David“ weichen. Foto © EAPPI
Zu viele Häuser, zu wenig Geschichte? Teile von Silwan sollen der „City of David“ weichen. Foto © EAPPI

„Hello, my name is Mara“, sagt die jüngste Gastgeberin dieses Treffens in ziemlich perfektem Englisch und mit strahlenem Lachen. Mara, dieser Name steht im Arabischen für  Freude. Und tatsächlich leuchten die Augen der Teenagerin, als sie den Ökumenischen Begleiter*innen des Weltkirchenrats ihre Fotos von Tanzstunden im palästinensischen Dabke-Tanz zeigt.

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„Wir lassen uns nicht einschüchtern“

Isawiya, eine palästinensische Gemeinde am Ostrand des Skopusbergs

EAs beim Besuch in Isawiya; Foto @ EAPPI
EAs beim Besuch in Isawiya; Foto @ EAPPI

„Hello Mister!“, „Welcome!“ „How are you?“ – solche Willkommensgrüße bekommen die Ökumenischen Begleiter*innen des Weltkirchenrats dutzendfach von den Kindern auf den Straßen von Al Isawiya zu hören. Und Erwachsene nicken den hier oft präsenten EAPPI-Teams in den gelben Westen meist freundlich zu, heben aus dem vorbeifahrenden Auto den Daumen oder laden zu einem Kaffee ein.

Die „EAs“ werden als Zeugen der Ereignisse begrüßt, unter denen der 18.000-Einwohner-Ort am Osthang des Skopusbergs seit Monaten mehr und mehr leidet – eine praktisch tägliche Präsenz der israelischen Polizei, einhergehend mit Kontrollen, Zusammenstößen, Verhaftungen und sogar Todesopfern. Seit Jahren schon kommt es in Al Isawiya, wie auch in anderen Teilen Ostjerusalems, aufgrund der diskriminierenden Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung[1] zu immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen vor allem zwischen Jugendlichen und der Polizei. Diese ist seit einigen Monaten dort überdies präsenter denn je. Das bewirkt ein Klima der Angst, ebenso wie seit Jahren schon die zahlreichen Hauszerstörungen.

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„Ohne Hoffnung gibt es kein Leben“

Wie ein Aktivist in dem kleinen Palästinenserort Nabi  Samwil den Zumutungen der israelischen Besatzung widersteht

Mit ruhigem Stolz: Aeed Barakat auf der neuen Straße von Nabi Samwil. Foto © EAPPI
Mit ruhigem Stolz: Aeed Barakat auf der neuen Straße von Nabi Samwil. Foto © EAPPI

Entspannt, selbstbewusst und lächelnd steht er da und posiert für die Kamera. Ein unspektakuläres Bild, gewiss, doch dahinter steckt eine spektakuläre Geschichte. Aeed Barakat steht auf einer Straße, die vor nicht langer Zeit asphaltiert wurde. Dass in Nabi Samwil überhaupt etwas gebaut wird, kommt einer Sensation gleich. Denn der kleine Ort, der an eine Heiligenstätte zu Ehren des hier der Legende nach begrabenen Propheten Samuel (arabisch: Nabi Samwil) grenzt, ist von Palästinensern  bewohnt, die meist kaum die Chance auf eine Baugenehmigung haben.

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Demolition

Eine unserer Aufgaben während des Einsatzes ist die Dokumentation von Menschenrechtsverstößen. Wenn wir nicht gerade zufällig vor Ort sind, sind wir auf Anrufe Betroffener angewiesen. Viele solcher Vorfälle während meines Einsatzes hatten mit Übergriffen von Siedlern zu tun, doch einmal wurden wir auch zu einer Demolition, einer Hauszerstörung gerufen.

Das Fundament ist alles, was an die zerstörten und konfiszierten Gebäude in Qusra erinnert. Foto © EAPPI
Das Fundament ist alles, was an die zerstörten und konfiszierten Gebäude in Qusra erinnert. Foto © EAPPI

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Unter Christen

Welche Religion hat ein Palästinenser? Vielleicht denkt manch einer: Palästinenser sind Araber, Araber sind Muslime und daraus schließt sich: Palästinenser sind natürlich Muslime.

St. Georg in Taybeh, Foto @EAPPI
St. Georg in Taybeh, Foto @EAPPI

Tatsächlich ist etwa 1-2,5 % der palästinensischen Bevölkerung christlich. Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher Denominationen, wobei die griechisch-orthodoxe Kirche die größte Kirche in den palästinensischen Gebieten ist. Das Einsatzgebiet meines Teams umfasst sowohl Nablus, wo die Ruinen des biblischen Orts Sichem gefunden wurden und eine kleine christliche Gemeinde lebt, als auch Ramallah. Hier lebt eine muslimische Mehrheit, doch die Stadt gilt ursprünglich als christlich[1] und hat bis heute eine vergleichsweise große christliche Minderheit. Traditionell begleiten Christ*innen das Amt der Bürgermeisterin bzw. des Bürgermeisters in Ramallah, wie auch in Bethlehem.

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Ramadan Kareem

Vom 5. Mai bis zum 3. Juni war Ramadan und die muslimische Bevölkerung des Westjordanlands fastete. Das öffentliche Leben war verlangsamt, kein Restaurant hatte auf und die Läden öffneten erst nachmittags. Die Menschen gingen später zur Arbeit und ruhten sich tagsüber, bei Temperaturen über 30 °C, so viel wie möglich aus. Auch die Gastfreundschaft war anders: Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der im Rest des Jahres bei jeder Gelegenheit Kaffee oder Tee angeboten wird, fiel dies nun weg. Auch für uns EAs bedeutet Ramadan, aus Respekt tagsüber im öffentlichen Raum weder zu trinken, noch zu essen oder auch zu rauchen.

Die hitze- und fastenbedingte Trägheit wurde einmal in der Woche unterbrochen. An den Freitagen machten sich Zehntausende auf, zu den Checkpoints[1] nach Jerusalem, um in der Al-Aqsa-Moschee zu beten.

Frauen auf dem Weg zum Checkpoint 300 in Bethlehem; Foto © EAPPI
Frauen auf dem Weg zum Checkpoint 300 in Bethlehem; Foto © EAPPI

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Vier Wochen Yanoun

Schafe blöken, zwei Katzen fauchen sich an und der Hahn schreit mit dem Esel um die Wette –  typische Hintergrundgeräusche von Yanoun. Seit fast vier Wochen gehören diese Geräusche zu unserem Alltag, der sich aus ganz unterschiedlichen Aufgaben zusammensetzt. Hierzu gehört die ständige Präsenz im Dorf sowie Aktivitäten in unserem Einsatzgebiet zwischen Ramallah und Nablus. So bleibt unter der Woche, wenn möglich, ein Teammitglied tagsüber in Yanoun, während die anderen eine Vielzahl von Aufgaben erledigen, darunter die Begleitung von Schulkindern, Hirten und Bauern oder Besuche in Gemeinden und bei Organisationen.

Yanoun

Der Weg von Lower Yanoun nach Upper Yanoun © EAPPI
Der Weg von Lower Yanoun nach Upper Yanoun © EAPPI

Über die Geschichte des Dorfes haben schon viele EAs geschrieben[1]. Seitdem die Einwohner*innen 2002 nach Yanoun zurückgekehrt sind – mit Hilfe israelischer und internationaler Friedensaktivist*innen – leben Teilnehmende unseres Programms im Dorf. Physische Übergriffe sind in dieser Zeit zurückgegangen, aber die das Dorf umgebenden Siedlungsaußenposten sind stetig gewachsen und auch auf angrenzende Hügel erweitert worden.

Yanoun ist seit Ende der 90er Jahre umgeben von stetig wachsenden Außenposten der Siedlung Itamar. Nach internationalem und auch noch israelischem Recht gelten solche Siedlungsaußenposten als illegal © EAPPI
Yanoun ist seit Ende der 90er Jahre umgeben von stetig wachsenden Außenposten der Siedlung Itamar. Nach internationalem und auch noch israelischem Recht gelten solche Siedlungsaußenposten als illegal © EAPPI

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