Laufen für Veränderung

Right to movement – unter diesem Titel hat sich im Jahr 2013 auf Initiative von jungen Palästinenser:innen und Dän:innen in Bethlehem eine Graswurzelbewegung gegründet, die es inzwischen an verschiedenen Orten im Westjordanland mit einem umfangreichen sportlichen Angebot gibt. Zugleich organisierte die Gruppe im selben Jahr auch den ersten Palästina-Marathon mit ca. 650 Teilnehmenden, der in den Folgejahren auf über 10.000 Teilnehmende anwuchs und mittlerweile von einem Gremium der palästinensischen Autonomiebehörde – dem Palestinian Higher Council for Youth and Sports – durchgeführt wird. In diesem Jahr fand die Veranstaltung am 10. März statt.

Teilnehmende des Marathons laufen entlang der israelischen Trennmauer, die sich im Norden Bethlehems durch die Stadt schlängelt; © WCC-EAPPI/Nadine

Die Wahl des Namens deutet schon auf das Anliegen hin. Das Recht darauf, sich frei bewegen zu können (im Deutschen etwas umständlich „Freizügigkeit“ genannt), wird sowohl im humanitären Völkerecht als auch in den Menschenrechten garantiert. In Fällen einer Besatzung wie in den palästinensischen Gebieten hat die Besatzungsmacht die Pflicht, den Menschen in den besetzten Gebieten diese Freiheit zu ermöglichen. Einschränkungen sind nach internationalem Recht u.a. aus Gründen der Sicherheit möglich, müssen aber unbedingt nötig und angemessen sein und dürfen niemanden diskriminieren.

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Zerstörungsanordnung für eine Grundschule

Ein Damoklesschwert über dem Recht auf Bildung für die Kinder des Dorfes Khashem al-Karem in den South Hebron Hills

Vorbereitung auf die Ankunft der Diplomat:innen – Kinder vor ihrer Schule in Khashem al-Karem; © WCC-EAPPI/Rudolf

25.Januar 2023, die Bewohner:innen des Dorfes Khashem al-Karem sind in angespannter Aufregung. Der palästinensische Bildungsminister und zahlreiche Vertreter:innen des diplomatische Korps haben sich zu einer Solidaritätskundgebung für die im Ort neu gebaute Schule eingefunden, unter ihnen auch ein Repräsentant des Deutschen Vertretungsbüros in Ramallah. Ende 2022 hat die Schule eine Abrissverfügung erhalten. Der Vorwurf: Sie wurde ohne Genehmigung der israelischen Behörden errichtet. Als Ökumenische Begleiter:innen des EAPPI Programms sind auch wir zu viert vor Ort, um Solidarität zu zeigen. Eine Jeepbesatzung des israelischen Militärs beobachtet die Szene aus der Ferne.

Blick auf das Dorf Khashem al-Karem, zu dem auch viele vereinzelt liegende Gehöfte gehören; © WCC-EAPPI/Rudolf

Bei Khashem al-Karem handelt es sich um ein palästinensisches Dorf von rund 500 Einwohner:innen, die von der Viehhaltung leben. Das Dorf liegt im äußersten Südosten der Westbank. Vor drei Monaten wurde hier mit Unterstützung einer Reihe europäischer Staaten, unter diesen auch die Bundesrepublik Deutschland, eine Grundschule mit angeschlossenem Kindergarten gebaut. Wie auf einem Schild am Gebäude zu lesen ist, möchten die finanzierenden Partner mit diesem Schulbau Palästinenser:innen unterstützen, die von erzwungener Umsiedlung bedroht sind. Doch was genau heißt das?

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Our lady who brings down walls

An der Sperranlage[1], die Israel und die Westbank trennt, sieht man viele Graffitis. Seit der Errichtung der Mauer sind sie, wie hier in Bethlehem, künstlerischer Ausdruck des Widerstandes und der politischen Meinungs-äußerung. Manche der Graffitis drücken Verzweiflung aus, andere Schmerz und wieder andere Hoffnung.

Wöchentliches Gebet an der Mauer in Bethlehem; © WCC-EAPPI/Simon

Zu letzteren zählt auch eine Ikone von Maria, die seit 2010 zu sehen ist und von dem Künstler Ian Knowles geschaffen wurde. Inspiriert wurde sie durch eine Rede des damaligen Papstes Benedikt auf einer Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten im selben Jahr. Als Bild für die Christ:innen in der Region gebrauchte er ein Bild aus dem biblischen Buch der Offenbarung, in dem eine durch die Sonne bekleidete Frau unter Schmerzen ein Kind gebiert.

Knowles hat zu verschiedenen Gelegenheiten berichtet, was ihm an seiner Ikone wichtig ist: Maria fasst sich mit der Hand an die Stirn, als ob sie in großem Schmerz ist. Für den Künstler ist dieser Schmerz das Leiden der Christ:innen vor Ort unter der Besatzung.

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Schulbesuch – In Tuqu’ und Al Minya eine ganz besondere Herausforderung

Eine der Hauptaufgaben der EAPPI-Teams in Bethlehem besteht in der schützenden Präsenz auf Schulwegen und an Schulen und der Dokumentation von Zwischenfällen, die sich dort ereignen. Dafür fahren die Ökumenischen Begleiter:innen regelmäßig in die Orte Tuqu’ und Al Minya, südlich von Bethlehem. Für drei Monate war die Schulwegbegleitung auch Teil meiner Aufgaben.

Vor Beginn des Unterrichts versammeln sich Schüler- und Lehrerschaft zum Singen der Nationalhymne; © WCC-EAPPI/Dorothee

In Tuqu’ waren wir an zwei Schulkomplexen präsent: Zum einen an den unmittelbar nebeneinander liegenden Schulen Aljurmagh and Alkansa, zum anderen an der Tuqu’ Secondary Boys School. Beide befinden sich auf halber Höhe zweier sich gegenüberliegender Hügel etwa 300 m Luftlinie voneinander entfernt. Dazwischen liegt eine stark befahrene Straße, an der fast alle Schüler:innen entlanggehen müssen, sowie ein Olivenhain, durch den ein Weg zur Boys School führt. Knapp 1.000 Mädchen und Jungen besuchen die Schulen in Tuqu‘. Ca. 5 km südlich befindet sich die Schule von Al Minya, die von etwa 220 Jungen und Mädchen im Alter von 7–14 Jahren besucht wird.

Der Schulbesuch ist für die Kinder dieser Schulen aus verschiedenen Gründen besonders schwierig: Der Schulweg führt an der enorm befahrenen Straße 356 entlang, auf der auch viele Busse und LKW unterwegs sind, deren Fahrer – so meine Wahrnehmung – häufig keine Rücksicht auf die am Straßenrand entlanglaufenden Schüler:innen nehmen. Hinzu kommt, dass viele Siedler:innen aus den Siedlungen Tekoa, Ma’ale Amos und Ibei Hanahal die Straße nutzen. Wiederholt erleben wir, dass Siedler versuchen, Kinder, Schulpersonal oder uns EAs zu schikanieren oder einzuschüchtern. Am schwersten wiegt aber sicherlich die außergewöhnlich starke israelische Militärpräsenz.

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Beharrlichkeit und Hoffnung

Relief von Sliman Mansour an der Schule Talitha Kumi in Beit Jala; ©WCC-EAPPI/Christiane

Als ich vor drei Jahren als Ökumenische Begleiterin (EA) in der Westbank eingesetzt war, besuchte ich auch die Schule Talitha Kumi in Beit Jala. Der Name greift ein Bibelzitat auf und bedeutet „Mädchen steh auf!“ Bei meinem Besuch stieß ich auf ein Kunstwerk, das der Künstler Sliman Mansour, der selbst einmal Schüler der Schule war, Talitha Kumi gewidmet hatte.

In arabischer Schrift ist dort ein Wortspiel eingearbeitet, das sich auf den Namen der Schule bezieht: Palästina steh auf! Als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, Sliman Mansour zu treffen, sprach ich mit ihm auch über das Relief. Er erklärte mir, dass die aus Ton modellierte Frau Heimat und auch Revolution symbolisiere. Die Friedenstaube weise darauf hin, dass Veränderung und Entwicklung gewaltfrei geschehen soll. Ich erinnere mich an den Eindruck, den das Relief damals bei mir hinterlassen hatte: Es strahlte Kraft und Hoffnung aus. Es spielten damals Kinder unterhalb des Reliefs auf dem Schulhof. Ein hoffnungsvoller, schöner Anblick.

Nun habe ich erneut drei Monate als EA in der Westbank verbracht und erlebte dort Übergriffe von Siedlern auf Palästinenser:innen und deren Eigentum und Zerstörungen von Seiten der israelischen Armee in einem Ausmaß, das ich vor drei Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Täglich fuhren wir nun zu Orten, an denen es Übergriffe gegeben hatte. So besuchten wir zum Beispiel Abu Youssef* in At Tuwani. Er lädt uns zum Frühstück ein. Wir erfahren, dass er erst 49 Jahre alt ist. Wir hatten ihn weit älter geschätzt. Er erzählt: „Ich bin müde in meinem Herzen.“ Das Dorf und seine Familie sind häufig von Übergriffen der Armee oder der Siedler betroffen. Vor etwa einem Monat seien nachts Soldaten in sein Haus gekommen. Ganz in der Nähe seiner 5jährigen Tochter wurde eine Knallgranate gezündet. Abu Youssef: „Nun hat sie einen schwarzen Punkt in ihrem Herzen“. So beschreibt er das Trauma seiner Tochter durch den nächtlichen Übergriff. Er erklärt, dass die Kinder in dem Dorf durch die negativen Erfahrungen mit Soldaten stark geprägt sind: „Was fühlst du als Kind, wenn die Soldaten auf deinen Vater zielen und ihn sogar verletzen? Wir versuchen unsere Kinder zum Frieden zu erziehen – aber das Verhalten der Soldaten zerstört alles.“

Unermüdlich übersetzt der Fahrer, was die betroffenen Menschen erzählen. Er selbst sagt einmal, er sei müde angesichts der sich stetig verschlimmernden Situation in seiner Heimat. Aber dann spricht er weiter: „Die Situation ist dunkel wie die Nacht. Da ist kein Licht. Und du weißt, die drei Stunden vor Sonnenaufgang sind die dunkelsten. Ich glaube, wir befinden uns jetzt in den drei dunkelsten Stunden. Aber das bedeutet auch, dass das Licht nahe ist.“

Es waren solche Gespräche, die mir zeigten, dass viele Menschen trotz der widrigen Umstände die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufgegeben wollen. Schließlich begann ich, Menschen konkret auf ihre Hoffnung anzusprechen.

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Mantiqat Shi´b al Butum – Ein Dorf bedrängt von Siedlungsaußenposten

Das palästinensische Dorf Mantiqat Shi’b al Butum liegt ganz im Süden der Westbank zwischen den Außenposten Avogayil und Mitzpe Yair; Kartenausschnitt © B’Tselem; https://www.btselem.org/map

Mantiqat Shi‘b al Butum liegt in Masafer Yatta[1], einer ländlichen Gegend ganz im Süden der Westbank, am Rande der Wüste. Teile des Gebiets wurden von Israel zum aktiven militärischen Übungsgelände (Firing Zone 918) erklärt, ungeachtet dessen, dass dort mehr als 1.300 Menschen leben. Über 1.000 von ihnen sind akut von Zwangsräumungen bedroht. Mantiqat Shi’b al Butum liegt zwar nicht in der Firing Zone, hat jedoch als palästinensisches Dorf in der vollständig von Israel kontrolliert Zone C der Westbank immer wieder mit Zerstörungen von Wohngebäuden und Infrastruktur und in den letzten Jahren zunehmend mit den Auswirkungen neuer Siedlungsaußenposten zu kämpfen, die in der Nähe des Dorfes entstanden sind.

Wir fahren nach Shi‘b al Butum, um die Nacht bei einer Familie zu verbringen, die sich von Siedlern des angrenzenden Außenpostens Avigayil bedroht fühlt. Auf dem Weg erhalten wir einen Anruf von einem unserer Kontakte in der Region: In der Nähe des Dorfes habe die Armee soeben einen Traktor beschlagnahmt. Tatsächlich kommen uns unmittelbar nach dem Anruf zwei Armeefahrzeuge mit dem konfiszierten Traktor entgegen. Wir fahren zum Ort des Geschehens. Der Sohn des betroffenen Farmers erzählt uns, dass sein Vater festgenommen und der Traktor von der Armee beschlagnahmt wurde. Die Armee habe die Festnahme damit begründet, dass der Farmer Land gepflügt habe, das zum militärischen Übungsgelände gehöre. Die Familie pflüge jedoch schon seit 30 Jahren auf diesem Land, das in ihrem Besitz sei, so der Sohn des Farmers. Er ist sichtlich betroffen und verzweifelt. Sein Vater ist im Gefängnis, der Traktor beschlagnahmt – und das genau in der Pflanzzeit. Das Land ist steinig und trocken. Jetzt – zu Beginn der Regenzeit – ist es wichtig, dass es gepflügt wird. Der Sohn hat Sorge, dass sie am Ende ihr Land vielleicht sogar verlieren könnten, denn Land, das über mehrere Jahre nicht bearbeitet wird, kann zu israelischem Staatsland erklärt und somit enteignet werden. Wir nehmen Kontakt zur israelischen Menschenrechtsorganisation B‘Tselem auf, die sich um Unterstützung des Farmers bemühen wird.

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Einsatz für den Frieden

Begegnungen mit dem Parents Circle – Families Forum und Breaking the Silence

Im Rahmen meines Einsatzes erlebte ich bei unseren Aktivitäten bisher nahezu täglich israelische Siedler und Soldaten oder erhalte brandaktuelle Meldungen im Zusammenhang mit deren Anwesenheit in der Region Bethlehem. In ausnahmslos allen Fällen waren es bedrückende, wenn nicht gar bedrohliche Informationen und Erlebnisse. Wie wichtig ist es da, auch einer „anderen Seite“ der israelischen Gesellschaft zu begegnen: Menschen ohne Uniform, Menschen mit einer kritischen Einstellung zu Konflikt und Besatzung, Friedensaktivist:innen. Von zwei solcher Begegnungen möchte ich berichten.

Während unseres Zwischenseminars steht Ben Kfir aus Ashkelon vor uns, und ich spüre ein innerliches Aufatmen und eine wachsende Faszination, je länger ich seinem Vortrag folge. Ben ist Mitglied des Parents Circle – Families Forum (PCFF), einer gemeinnützigen israelisch-palästinensischen Organisation von über 600 Familien, die im Konflikt ein oder mehrere Familienmitglieder verloren haben. Die Organisation steht für die feste Überzeugung, dass Versöhnung zwischen den Völkern unabdingbare Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden in Israel und Palästina ist. Im Rahmen ihrer Versöhnungsarbeit veranstalten Mitglieder des PCFF u. a. nationale und internationale Treffen, Sommer-Friedenslager für Jugendliche, besuchen Dörfer, die von Siedlerübergriffen betroffen sind und haben eine Frauengruppe gegründet. Außerdem gehört die Organisation zu den Co-Koordinatoren des jährlich stattfindenden israelisch-palästinensischen Gedenktages für die Opfer beider Seiten[1]. Die wohl wichtigsten und ältesten Aktivitäten der Gruppe aber sind die der sogenannten „dialogue meetings“: Zwei Mitglieder des Parents Circles, Israeli:n und Palästinenser:in, treffen Jugendliche oder Erwachsene, erzählen ihre persönlichen Geschichten des Verlusts und erklären, wie und warum sie sich – gemeinsam – für Versöhnung einsetzen.

Screenshot der sehr empfehlenswerten Parents Circle Webseite https://www.theparentscircle.org/en/pcff-home-page-en/

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Besuch im Aida Refugee Camp

Das Aida Refugee Camp ist eines von drei Flüchtlingslagern in Bethlehems Stadtgebiet. Im Norden und Osten grenzt es an die Mauer, im Süden und Westen an die Stadt Beit Jala. Im Aida Camp leben heute etwa 5.500 Menschen auf einer Fläche von 0,071 km². Es wurde 1950 für Flüchtlinge aus 35 Dörfern der Region Jerusalem und Hebron gegründet.[i]

Blick vom Dach des AYC auf die Mauer; © WCC-EAPPI/Dorothee

Das Aida Camp ist aus verschiedenen Gründen ein Hotspot. An zwei Seiten wurde die Mauer direkt an das Camp herangebaut. Unmittelbar hinter der Mauer am östlichen Rand des Camps liegt eine der heiligsten Städte des Judentums und des Islam, das Grab von Rachel, Frau des Erzvaters Jakob. Rachels Grab wird heute vor allem von jüdischen Pilgergruppen besucht. Der Ort ist seit Bau der Sperranlage vollständig von der Mauer umschlossen und nur noch aus Richtung Jerusalem zugänglich, obwohl er sich auf Bethlehemer Land befindet. Die Heiligen Stätte und die Sperranlage um die herum ist streng militärisch bewacht.

An diesem Abschnitt der Mauer kommt es häufig zu Übergriffen der Armee und Zusammenstößen zwischen Soldaten und Anwohnern. Es ist – leider – nicht ungewöhnlich, dass wir auf dem Weg vom oder zum Stadtzentrum Rauchwolken aus dem Camp emporsteigen sehen. Was wir andernorts als „incident“ (Zwischenfall) protokollieren und dokumentieren würden, ist hier beinahe schon an der Tagesordnung und geht zumeist im allgemeinen Geschehen unter. In der Adventszeit werden wir aber doch um ein Treffen gebeten, nachdem ein Jugendzentrum im Camp direkt von einem solchen Vorfall betroffen war.

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Bleiben – auch wenn ein normales Leben unmöglich gemacht wird

Seam zone im äußersten Süden der Westbank mit dem palästinensischen Dorf A Seefer und den israelischen Siedlungen Metzadot Yehuda und Nof Nesher sowie dem Beit Yatir Checkpoint; Karte © UNOCHA-OPT, Ausschnitt aus „West Bank Access Restrictions June 2020“

Wir besuchen die Familie von Ahmed* und Yasmin*. Sie leben mit ihren Kindern in dem kleinen Dorf A Seefer, das von der Siedlung Metzadot Yehuda und dem Außenposten Nof Nesher umgeben ist.

A Seefer und die Siedlungen liegen in der sogenannten seam zone[1], dem Teil der Westbank, der zwischen der sogenannten Grünen Linie (der Waffenstillstandslinie von 1949) und der seit 2002 in Bau befindlichen israelischen Sperranlage liegt, die zu etwa 65% fertiggestellt ist. Die Sperranlage verläuft zu etwa 85% auf palästinensischem Gebiet, weshalb nach UN-Angaben heute etwa 11.000 Palästinenser:innen in der seam zone leben[2], dafür jedoch spezielle Genehmigungen benötigen. Palästinenser:innen aus weiteren 150 Gemeinden besitzen Land in der seam zone, das sie, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt und nur mit gültigem Passierschein erreichen können.[3]

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Keine Hoffnung auf einen sicheren Zugang zu Bildung?

Vor einer Woche besuchten wir das kleine, südlich von Hebron gelegene Dorf Isfay al Fauqa, weil die gerade erst mit internationalen Hilfsgeldern gebaute Dorfschule einen Abrissbefehl erhalten hatte.

Bei unserem ersten Besuch finden noch letzte Malerarbeiten an der neuen Grundschule von Isfay al Fauqa statt; © WCC-EAPPI/Christiane

Ein Militärfahrzeug der israelischen Zivilverwaltung traf am Tag zuvor ein und die Soldaten befestigten den Abrissbefehl an der Schulmauer. Diese Anordnung sollte nach 96 Stunden in Kraft treten. Die Schule besteht aus 6 Klassenzimmern, einer Toilette, einem Lehrerzimmer und einem Büro des Direktors. Die Bauarbeiten sind fast abgeschlossen und die Schüler:innen bereits eingezogen. In dem Dorf gab es bisher keine Schule. Die neue Einrichtung wird von 22 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 1 bis 4 besucht.

Wir treffen Miriam und ihre sieben Kinder in ihrem Haus. Sie erzählen uns, dass die neu gebaute Schule für Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren gedacht ist, die vorher 4 bis 11 km zu alternativen Schulen laufen mussten. Isfay al Fauqa liegt in der sogenannten Firing Zone 918 in Masafer Yatta, über 1.000 Menschen sind hier von Zwangsräumung zugunsten eines israelischen militärischen Übungsgeländes bedroht.[i]

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