Christinnen und Christen

Begleitende Sachinformationen zur Ausstellung „Begegnungen in Palästina und Israel“ – Stand Juli 2021

Angehörige christlicher Konfessionen bilden in Israel und Palästina eine Minderheit: In Israel leben etwa 177.000 Christ*innen[1] (ca. 2 % der Bevölkerung), in den palästinensischen Gebieten etwa 50.000[2] (ca. 1 %). In der Westbank lebt der Großteil von ihnen in Bethlehem sowie in Nablus und Ramallah.

Folgende Konfessionen sind in Israel und Palästina vertreten:

– Orientalisch-orthodoxe (altorientalische) Kirchen (koptische, syrisch-orthodoxe, äthiopisch-orthodoxe, armenische Kirche)

– Orthodoxe Kirchen (griechisch-, russisch-, rumänisch-orthodoxe)

– Römisch-katholische Kirchen und mit Rom unierte Kirchen

– Protestantische Kirchen (anglikanische, presbyterianische, lutherische, Freikirchen)

Mit Blick auf die historischen Steine an den heiligen Stätten bezeichnen sich die einheimischen Christ*innen selbst als die „lebendigen Steine“[3], als eine Präsenz, deren Ursprung auf die Gründung der Urgemeinde zurückgeht.

In Israel sind Christ*innen formal gleichberechtigt. Faktisch erfahren sie, als Teil der arabischen Minderheit, z.B. in Bezug auf Bildung, Beruf oder Grundeigentum, Benachteiligungen[4].

Die Gesetzgebung der Palästinensischen Autonomiebehörde garantiert den Christinnen und Christen innerhalb der islamisch geprägten Gesellschaft Gleichberechtigung. Im politischen und kulturellen Leben sind sie im Verhältnis zu ihrer Zahl zum Teil überrepräsentiert. Mitunter führt religiöser Rigorismus jedoch zu Spannungen zwischen Muslimen und Christ*innen.

Christ*innen leiden unter dem Zustand der Besatzung genauso wie ihre muslimischen Landsleute. Viele verfügen über einen hohen Bildungsstand und sind international gut vernetzt. Das hat zur Folge, dass immer mehr Menschen auswandern, um der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation zu entkommen[5]. Wird der aktuelle Auswanderungstrend nicht gestoppt, ist es möglich, dass es in absehbarer Zeit kaum noch einheimische Christ*innen im Heiligen Land gibt. Kirchen rufen zum Bleiben auf, zum Ausharren als eine Form des Widerstandes.

Einheimische Christ*innen in Palästina vermissen oft die Solidarität der christlichen Pilger*innen, die das Heilige Land bereisen. Viele Pilgergruppen besuchen die historischen christlichen Stätten und feiern in der Regel ihre eigenen Gottesdienste. Die Situation ihrer Glaubensbrüder und -schwestern wird jedoch vielfach nicht wahrgenommen. Pilger*innen könnten ihrer Solidarität dadurch Ausdruck verleihen, dass sie die arabischsprachigen Gottesdienste der lokalen Gemeinden besuchen.

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Christianity_in_Israel besucht am 12.02.2021

[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Palestinian_Christians besucht am 12.02.2021

[3] https://holylandpilgrimages.org/why-are-holy-land-christians-called-living-stones/ besucht am 12.02.2021

[4] https://www.english.acri.org.il/arab-minority-rights besucht am 12.02.2021

[5] https://www.kas.de/en/web/palaestinensische-gebiete/veranstaltungsberichte/detail/-/content/warum-verlassen-palaestinensische-christen-ihr-land- besucht am 12.02.2021